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Skitour auf den Hohen Göll 2522 m.

Berchtesgaden 02.04.2017

 Traditionell heißt es, dass der Hohe Göll an Ostern von Skitourenbegeisterten gestürmt wird. Das liegt wohl sicher auch daran , dass dann die Schneeverhältnisse am besten sind. Ohne Zweifel gehört der Göll zu den Skitourenklassikern in den Bayrischen Alpen. Wir waren zwar noch zwei Wochen früher dran, aber das tat der Sache keinen Abbruch.

Leider haben wir immer eine lange Anfahrt, um in die Berge zu kommen. Gerade bei Frühjahrsskitouren will man den besten Firn ausnutzen und nicht zu spät abfahren. Deshalb hieß es früh aufstehen. Um 3:50 h klingelte der Wecker. Alles war schon am Vortag hergerichtet worden, damit es schnell ging. Um 5:00 h konnten wir dann auch von unserem Treffunkt aus losfahren.

In Berchtesgaden starteten wir von Hinterbrand. Schnee gab es hier keinen mehr und so wurden die Ski auf den Rucksack gebunden. Auf dem Wanderweg ging es hinein ins Alpeltal. Wir waren zu fünft und einige von uns legten schon wieder einmal ein zügiges Tempo vor. Ich versuchte mich nicht zu sehr mitziehen zu lassen und setzte mich an den Schluss der Truppe. Deshalb bremste Peter unser aufmerksamer Tourenleiter das Tempo immer wieder ein. Schließlich erreichten wir das so genannte „Wandl“, eine mit Drahtseil versicherte Felswand die es zu queren galt. Dieses machte aber keine Probleme und so ging es am Weg immer weiter hinauf, den ersten Schneeresten entgegen.

Bald merkte man dass diese Reste hart gefroren waren und man die Skischuhe hart hineinrammen musste um Halt zu finden. Endlich hatten wir so viel Schnee erreicht, dass sich das Anlegen der Ski rentierte. Sofort wurden die Harscheisen ausgeklappt, weil die Schneefläche hart gefroren war. Ohne dieses Hilfsmittel wäre es unmöglich gewesen, den weiteren Aufstieg fortzusetzen. Selbst damit konnte der ein oder andere Ausrutscher nicht verhindert werden, was gleich zu schmerzhaften Hautverletzungen an den Händen und einigen Flüchen führte. Das kommt davon, wenn man ohne Handschuhe geht.

Nach einiger Zeit erreichten wir das Alpeltal und damit die Sonne. Es war mächtig warm geworden und der Schweiß floss in Strömen. Endlos lang zieht sich das Tal dahin. Immer Buckel auf Buckel ab. Bis man endlich zum Schluss des Kessels kommt. Steil zieht sich der Hang dort hinauf. Das dürfte an die 40° hinkommen, weil selbst ich bei den Spitzkehren teilweise etwas Schwierigkeiten hatte. Zusätzlich war der Schnee oben schon so weit aufgefirnt, dass er unter den Skiern einfach wegrutschte. Endlich tauchte ein Kreuz auf. Geschafft! Doch als ich über die Kante kam, sah ich, dass der Gipfel noch ein Stück weiter hinten war.

Imposant und beeindruckend ragte der Göll mit seiner Ostwand auf. Angesichts des Schneemangels liesen wir unsere Ski zurück und gingen das kurze Stück zu Fuß. Gipfelbrotzeit, Gipfelratsch und Gipfelfoto waren obligatorisch. Hinzu kam noch die hervorragende Rundsicht, weil wir uns einen wirklich schönen Tag ausgesucht hatten.

Die Abfahrt vom Göll barg zwei Schwierigkeiten. Steiles Gelände und apere Stellen mit Steinen. Da wir aber mittlerweile mit einigen Gebietskennern unterwegs waren, fuhren wir einen kurzen Gipfelhang ab, um dann über kleine Wechten in einen sehr steilen Hang einzufahren. Spuren gab es dort schon genug, so dass man von sicheren Verhältnissen ausgehen durfte. Der Firn war gut griffig, so dass es Spaß machte hier hinunter zu fahren. Im Alpeltal suchten wir immer nach den besten Möglichkeiten um nicht zu viel Gegenanstiege zu kassieren. Einige Stecken mussten in Schussfahrt gemeistert werden, um auf der anderen Seite wieder einen Hügel hinauf zu kommen. Zwischendurch konnte man immer wieder einige schöne Hänge auf dem weichen Firn hinunterschwingen. Als wir dann die Steilstufe aus dem Alpeltal erreichten, wurde es anspruchsvoller. Der Schnee wechselte zwischen Firn und Eis und die aperen Stellen nahmen zu.

Die Buckel wurden auch immer größer, so dass manchmal nur seitliches Abdriften half. Stellenweise musste ich schon einigen Mut zusammen nehmen um einen Richtungsumschwung einzuleiten, denn ein Sturz wäre sicher nicht angenehm gewesen. Irgendwann  ging es aber gar nicht mehr, denn die Steine wurden zu viel und mir tat der Belag meiner Skier leid. Ich schnallte sie ab und stieg die restlichen Firnfelder zu Fuß ab. Bald war der apere Sommerweg erreicht und es ging schnell voran. Es war nur noch das „Wandl“ zu meistern und schon waren wir wieder unten. Das war mal wieder eine satte Skitour zwischen Schweiß, Fluch und Stolz.

Gefreut habe ich mich schon, eine rassige Skitour aus meinen frühesten Skitourenanfängen wiederholt zu haben.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Skitour auf den Hohen Göll 2522 m.“

  1. Servus Sepp sehr guter Bericht. Ich kann mich so richtig reinversetzen. Einen Tag vor eurer Tour hatten wir die identischen Verhältnisse.
    Ohne Harscheisen wäre es nicht gegangen. Auch der lange Aufstieg kostete schon einiges an Kraft. Da meine Aufstiegstechnik nicht gerade optimal ist, musste ich ganz schön kämpfen, vor allem auch der letzte Hang mit den vielen Spitzkehren und auch wir hatten Firnschnee der wegrutschte. Ich stand nach 6 Jahren zum ersten Mal wieder auf dem Göll, aber insgesamt machte die Tour riesig Spaß.
    Viele Grüße und bis zur nächsten gemeinsamen Tour.
    P.s. auch ich rutschte am Anfang an der vereisten Stelle beim Wandl weg und hatte auch keine Handschuhe an. Man lernt daraus 🙂