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Unterwegs im Herzen des Karwendels

Datum:16. – 19.08.2023
Gebiet:Karwendel
Ausgangspunkt:Scharnitz Parkplatz 960 m
Zielpunkte:Birkkarspitze 2749 m; östl. Karwendelspitze 2538 m
Unterkunft / Einkehr:Karwendel Haus 1765 m
Tagestour:Nein, 4 Tage
Streckenlänge:51 km
Höhenmeter:3450
Zeit ohne Pausen:29:00 Std.
Gesamtgehzeit mit Pausen:4 Tage
SchwierigkeitT4; UIAA I; Schwarz Alpin z. T. unmarkiert
  

Die Tour:

Am 16. 08.23 trafen sich 3 DAVler aus Straubing und 2 aus Regensburg am Parkplatz in Scharnitz. Der optimale Ausgangspunkt für Touren im Karwendel. Von dort aus lassen sich alle Karwendeltäler gut erreichen.

Wir gingen über den Plattensteig in das Karwendeltal hinein. Das Wetter hätte nicht schöner sein können. Der Preis dafür war jedoch die große Hitze. Gerade nach dem Plattensteig erreicht man den Fahrweg zum Karwendelhaus. Eine breite Fahrstrasse führt dort hinauf. Das Karwendel zeigte sich mit seinen gewaltigen Bergen, jedoch der Weg war ziemlich eintönig. Der Karwendelbach neben der Strasse bot auch nicht viel Abkühlung. So ging es 16 km dahin. Ab der Angeralm wurde die Strasse steiler und so hatten wir am Karwendelhaus fast 900 Höhenmeter bewältigt. Besonders in den Kehren hinauf zum Haus musste man der Hitze Tribut zollen und immer wieder stehen bleiben um die Aussicht zu genießen.

Der Wirt gab uns ein Sechserzimmer, das wir für die nächsten 3 Nächte alleine nutzen durften. Nach einer Erfrischung auf der Terasse gab es für drei Teilnehmer kein Halten mehr. Es musste noch ein Gipfel her. Zu Fünft stieg man noch in Richtung Schlauchkar auf und trennte sich dann bei der Abzweigung zur Hochalmspitze. Diese wurde von drei Teilnehmern noch bestiegen. In vielen Serpentinen ging es auf 2192 Meter hinauf. Damit wurden nochmal gute 400 Höhenmeter drauf gelegt.

Zum Abendessen trafen wir wieder auf der Hütte zusammen. Es war ganz schön eng in der Hütte. Einem Teilnehmer war das wohl zu eng und zu warm. Er zeigte leichte Schwäche, wahrscheinlich auch wegen der Hitze des Tages.

Deshalb gingen wir am nächsten Tag nach dem Frühstück nur zu viert auf Tour. Die Königsetappe vom Karwendelhaus sollte es sein. Über den Brendelsteig zur Birkarspitze. Dabei überschreitet man alle drei Ödkarspitzen. Die Westliche mit 2712 m, die Mittlere mit 2745 m und die Östliche mit 2738 m. Der Weg ist nicht einfach. Es gibt viele ausgesetzte Stellen, die ab und zu mit Drahtseilen entschärft sind. Immer hatten wir auch die Wetterentwicklung im Auge. Erste Quellwolken zeigten sich schon am Vormittag. Je weiter es gegen Mittag ging, wurden diese vereinzelt etwas dunkler. Je dunkler die Wolke, umso mehr Wasser enthält sie. Nach der westlichen Ödkarspitze ging der Weg immer am Grat entlang. Mal gab es links, mal gab es rechts atemberaubende Tiefblicke. Man musste immer konzentriert sein, denn ein Fehltritt war nicht erlaubt. Schließlich ging es von der östlichen Ödkarspitze recht ausgesetzt, aber mit Drahtseilen, hinab in den Schlauchkarsattel. Dort steht eine kleine Hütte als Biwakmöglichkeit für den Notfall.

Wir wollten gleich auf der anderen Seite hinauf zur Birkarspitze, als es zu regnen begann. Da nutzten wir doch gleich die Biwakhütte zum Unterstellen. Lange dauerte der Regenschauer nicht, so dass wir danach doch noch den Aufstieg wagten. Es sind vom Sattel zum Gipfel ja nur 110 Höhenmeter. Ungefähr nach der Hälfte der Strecke begann es wieder zu tröpfeln. Dieses Mal hielt sich der Regen jedoch in Grenzen und bald war die Birkarspitze mit 2749 m erreicht. Es war nicht nur der höchste Gipfel unserer Tour, sondern sie ist auch die höchste Erhebung im Karwendel. Leider hielten wir uns nicht lange auf, weil das Wetter keine längere Rast gewährte. Zurück im Schlauchkarsattel ging es dann das gewaltige Schlauchkar hinunter. Weit unten sah man schon den Talboden der Hochalm und den Verlauf des Weges. Wer da glaubte bald unten zu sein, wurde eines Besseren belehrt. Der Abstieg war unendlich lang und wir waren froh, endlich die Lawinenverbauungen über der Hütte zu erreichen.

Als wir uns zum Abendessen in der Hütte niederließen, begann es draußen zu regnen. Da wurde die Hütte noch voller, weil die Leute, die draußen auf der Terrasse saßen, nun auch in den Gastraum drängten. Bevor es dann noch zu gewittern begann, hatte der Wirt die Gäste alle gut verstaut. Da war es dann so richtig gemütlich.

Am nächsten Tag hatten sich die Wolken wieder aufgelöst und es versprach ein schöner Tag zu werden. Das war für unsere nächste Tour auch wichtig, da wir auf unmarkierten Wegen die östliche Karwendelspitze besteigen wollten. Die steilen und grasdurchsetzten Schrofen sollte man bei Nässe nicht begehen. So hofften wir, dass Sonne und Wind das Gelände abtrocknet bis wir dort ankommen. Zunächst ging es über eine steile Steinreisse hinauf. Zwei vor, eins zurück. Oben querten wir dann nach links in ein besseres Gelände. Allerdings begann ab hier die Wegsuche. Das geschulte Auge fand aber immer wieder Trittspuren, denen man folgen konnte. Ganz war das Gras noch nicht abgetrocknet und es ging manchmal auf schmalem, erdigem Weg über steile Matten hinweg. Ein Ausrutschen hätte wohl böse geendet, weil es in dieser Steilheit kaum einen Halt gegeben hätte und darunter Felsabbrüche lauerten. So schwindelte man sich mit größter Vorsicht über die heikelsten Stellen hinüber. Zum Schluß ging es dann wesentlich angenehmer über Schotter und Fels, dem Gipfel mit 2537 m entgegen. Immerhin der höchste Punkt in der nördlichen Karwendelkette. Heute war auch der fünfte Teilnehmer wieder dabei und das Wetter war gut. So konnten wir eine ausgedehnte Gipfelbrotzeit einlegen.

Auf der anderen Seite des Berges sahen wir dann plötzlich Markierungen. Deshalb diskutierten wir, ob wir diesen folgen sollten. Weit unten sah man die logische Fortsetzung des Weges. Ein Studium der Karte bestärkte uns darin, den Abstieg auf dieser Seit anzugehen. Geschickt führte der Weg durch das Felslabyrinth, bis zum Beginn einer gewaltigen Schotterreisse. Heutzutage eher eine Seltenheit, dass der Schotter noch so fein und tief vorzufinden war, dass man darin abfahren konnte. Somit verloren wir rasch an Höhe und hatten einen unglaublichen Spaß dabei. Wir waren so schnell, dass wir es uns sogar noch einmal auf einem Grasabsatz gemütlich machten, um nicht zu früh an der Hütte anzukommen. Die restliche Brotzeit wurde herausgekramt und die Füße in die Sonne gestreckt. Was will man mehr. Nach einer guten Stunde machten wir uns wieder auf den Weg und erreichten bei großer Hitze den Fuß der Steinreisse, wo unser Aufstieg begonnen hatte. Von da war es nicht mehr weit zur Hütte.

An diesem Abend war die Hütte erstaunlicher Weise nicht mehr so voll. Das lag vielleicht auch am guten Wetter, weil viele Menschen die Terrasse nutzten. Dort war es sehr heiß und viele Leute suchten eher ein schattiges Plätzchen. Der Wetterbericht sagte für den morgigen Tag sehr heiß voraus. Im Tal über 30° C und in 2000 Meter Höhe um die 19° C. Der Hüttenwirt verlas nämlich jeden Abend gegen 19:30 Uhr den Wetterbericht und gab Tipps für die Touren. Wir hatten ursprünglich die Besteigung der Vogelkarspitze und den Übergang zum Bäralpkopf, mit Abstieg über das Bäralpl und die Angeralm, hinaus nach Scharnitz, geplant. Da es sich dabei wieder um eine weglose Schrofentour handelt und der Abstieg bis nach Scharnitz satte 1700 Höhenmeter und ca. 20 Kilometer Strecke beinhaltet, nahmen wir Abstand von dieser Tour. Stattdessen wollten wir unter den Bergen, auf dem Gjadsteig zum Bäralpl queren und von dort auf einem alten Jägersteig zur Angeralm absteigen. Der Hüttenwirt machte uns aber darauf aufmerksam, dass der Jägersteig nur sehr schwer zu finden ist. Die meisten Leute verfehlen ihn und müssen dann wieder zurück bis zum Karwendelhaus. Das war bei der Wettervorhersage und der großen Strecke nicht sehr erhebend. Deshalb beschlossen wir keine Experimente zu wagen und die Karwendelstraße wieder hinaus zu gehen.

Am nächsten Tag sahen wir, dass die Entscheidung richtig war, denn es wurde sehr heiß. Wir waren zum Schluss froh, als wir das Tal in Scharnitz verließen. Im Nachhinein wäre es sicher von Vorteil gewesen mit einem MTB auf das Karwendelhaus zu fahren. Mittlerweile ist das Gebiet eine MTB-Hochburg und auf der Hütte gibt es sogar Strom. Bei unserem Abstieg nach Scharnitz haben wir in kurzer Zeit an die einhundert MTB-Fahrer gezählt, die zum Karwendelhaus auffuhren.

Nichts desto trotz haben wir aber 2 schöne, große Klassiker im Karwendel machen können. Die Überschreitung der Ödkarspitzen mit der Birkkarspitze und die Überschreitung der östlichen Karwendelspitze. Zusätzlich konnte noch das Hochalmkreuz 2182 m bestiegen werden. Für Karwendeltouren muss man eben Zeit und gutes Wetter einplanen.

Text: Sepp Zwinger

Bilder: Sepp Deuschl

Hier noch eine kleine Bildergalerie mit den schönsten Fotos von der Tour:

Wichtiger Hinweis:

Alle Angaben sind ohne Gewähr. Die Angaben wurden sorgfältig recherchiert, jedoch kann für die Richtigkeit der Angaben keine Haftung übernommen werden. Dies gilt insbesondere für Beschreibung und GPS-Tracks. Das Nachfahren oder Nachwandern der Tour geschieht auf eigenes Risiko. Bitte beachten Sie das Datum des Beitrags. Seither können sich Verhältnisse und Routenführungen geändert haben. Für das Einholen von Informationen zur Durchführbarkeit der Tour und zur Einschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit hat der Benutzer die eigene Verantwortung zu tragen.


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