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Skitouren bei der Südwiener Hütte

Untertauern, 17.02.2018

Die Südwiener Hütte ist eine kleine kuschlige Hütte in den Radstädter Tauern. Im Zuge einer Sektionstour des DAV Straubing wurde sie schon öfter besucht. Dieses mal sollte es wieder eine Skitour dorthin geben. Wahrscheinlich lag es an der Beliebtheit der Hütte, dass die Anmeldungen so zahlreich waren.

Mit 12 Personen fuhr man zu einer zivilen Uhrzeit von Straubing aus über Untertauern zum Parkplatz an der Gnadenbrücke. Wie wir später erfahren sollten, empfiehlt es sich, nicht bei der Alm zu parken, sondern draußen neben der Straße. Das Wetter hatte etwas Schnee gebracht und als wir aus dem Auto stiegen, pfiff uns gleich ein eisiger Wind um die Ohren. Laut Wetterbericht sollte es am Sonntag schön, aber kalt werden. Für die Nacht waren vorerst noch weitere Schneefälle angekündigt. Im Moment war es jedenfalls ungemütlich.

Das legte sich aber bald. Ab der hinteren Gnadenalm war das Gelände etwas windgeschützter und durch die Bewegung empfand man es nicht mehr so kalt. Eigentlich kann man über die Rodelbahn bis zur Hütte aufsteigen, aber die Teilnehmer waren so tourenhungrig, dass man immer wieder über die Berghänge abkürzte. Bei Lawinenlage eins in dem unteren Bereich war das kein Problem. Alsbald kamen wir unter der Hödlhütte durch und steuerten auf die Süwie, wie sie liebevoll abgekürzt wird, zu. Wir gingen rechts um die Hütte herum und kamen etwas oberhalb heraus, so dass uns eine kleine Abfahrt über einen präparierten Weg bevor stand. Allerdings war am Ende der Abfahrt ein kleiner „Staucher“, eine kleine Kompression. Manche verriegelten ihre Bindung, andere fuhren mutig mit offener Einstellung hinunter.

Natürlich haben nicht alle Stand gehalten und mancher begrüßte den Hüttenschnee mit der Nase. Aber, nix passiert. Keiner hatte sich verletzt. Allerdings hatte es einem Teilnehmer die Bindung zerlegt. Leider war die Marker komplett kaputt gegangen und nicht mehr zu reparieren. Nur gut, dass es bei der Hütte passiert war. Das ging schon gut an. Zwei Teilnehmer waren ja schon am Morgen, zu Hause, auf Glatteis ausgerutscht und hatten sich jeweils den Arm gestaucht. Also kamen wir auf der Hütte doch schon etwas ramponiert an.

Wie geplant, war es Mittag geworden. Die Wirtin zeigte uns unsere Lager, die wir erst einmal bezogen. Da wir später noch mindestens einen Gipfel stürmen wollten, konnten wir gleich unsere Rucksäcke umorganisieren. Anschließend setzten wir uns in die gemütliche Gaststube, um eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Bald brachen wir aber wieder auf. Der Spirzinger mit seinen etwas über 2000 Metern hatte es uns angetan. Der Berg stand da wie eine weiße Pyramide. Eine gleichmäßig steile Pyramide. Die Hangneigung verlangte nach Spitzkehren, was gleich wieder ein guter Anlass zum Üben war. Leider konnten ein Armgeschädigter und der Bindungspechvogel nicht mit.

Auf der gegenüber liegenden Seite konnten wir ein schönes Naturschauspiel beobachten. Der Fön drückte von Süden her eine Wolkenwalze über die Grate und Gipfel. Wie ein breiter Wasserfall flossen die Wolken regelrecht die Berghänge herunter, bevor sie sich auflösten. So erreichten wir mit 11 Teilnehmern den Gipfel. Die anschließende Abfahrt über die 200 Höhenmeter war teilweise etwas beschwerlich. Der Schnee war schwer, fast etwas sulzig und ließ keine stilistisch anmutige Schwungvariante zu. Aber das stand ja schon im Text des Schneedeckenaufbaus beim Lawinenlagebericht.

Für alle, die jetzt noch nicht genug hatten, gab es optional noch eine Zugabe. Zeit hatten wir noch genug und Kondition war bei einigen auch noch vorhanden. Also brachen nochmal 6 Teilnehmer auf, um auf der gegenüber liegenden Seite den Scheibenkogel mit seinen knapp 2000 Metern zu ersteigen. Es ging um einen Rücken herum und durch einen tiefen, rinnenartigen Einschnitt bis zu einem Plateau hinauf. Dort sahen wir den Gipfel schon rechter Hand. Es war nicht mehr weit und kurz darauf standen wir bei dem schön gebunden Gipfelkreuz. Die Abfahrt auf dieser Seite war auch nicht viel besser als vorher. Aber wirklich schlecht war es auch wieder nicht. Etwas schwer halt.

Auf der Hütte trafen wir alle wieder zusammen. Jeder war mit dem Tag mehr oder weniger zufrieden, was bei den Geschädigten durchaus verständlich war. Allerdings hob das gemütliche Beisammensein und das gute Abendessen die Stimmung wieder an. An dieser Stelle sei auch das Hüttenpersonal nochmals positiv erwähnt. Obwohl auch sie gesundheitlich angeschlagen waren, wurden wir recht gut versorgt. Am Sonntagnachmittag sperrten sie nach unserer Abreise die Hütte zu, um sich auszukurieren.

Am nächsten Morgen, das Frühstück war für 8:30 h geordert, sahen wir Nebel und Schnee, als wir durch das kleine Fenster unseres Zimmers schauten. Das hieß, keine Sicht, keine Spur und wenig Lust. Aber der Wetterbericht hatte gesagt, dass es im Laufe des Vormittags aufheitern würde und auch die Sonne heraus kommt. So richtig zog es keinen hinaus nach dem Frühstück.

Ein Blick vor die Tür zeigte aber, dass es nicht so viel geschneit hatte und dass man Spuren von gestern noch sehen konnte. Allerdings zogen immer noch Nebelschwaden durch. In einem kurzen Gespräch mit einem Bergführer erfuhren wir, dass dieser tags zuvor eine Spur zum kleinen Pleißlingkeil gezogen hatte. Mit etwas Glück könnten wir sie heute nutzen. Denn der kleine Pleißlingkeil war unser Ziel. Da ich aus Erfahrung wusste, dass der gestrige Aufstieg durch die Rinne zwar in Richtung Pleißlingkeil führte, aber oben wieder in eine Mulde abfiel, entschloss ich mich, den etwas höher angelegten Spuren ab der Hütte zu folgen. In der Hoffnung, dass die Spur die Mulde umging und wieder auf die Aufstiegsroute treffen würde, gingen wir los. Es war eine gut angelegte Spur, die das Gelände optimal nutzte, wird wohl die vom Bergführer sein.

Nach einiger Zeit kamen wir jedoch in steiles Waldgelände. Mit Serpentinen und Spitzkehren gewannen wir schnell an Höhe. Allerdings wurde das Gelände so steil, dass wir uns trotz der niedrigen Lawinenlage zu Sicherheitsabständen entschlossen. Nachdem das Steilstück überwunden war, warteten wir bis alle wieder da waren. Vor uns sahen wir schon den nächsten Hang, der nicht weniger steil war. Diese Spur war wahrscheinlich nicht die vom Bergführer. Wir jedenfalls wollten uns diese extreme und teilweise gefährliche Spur nicht antun.

Ein Blick auf unsere GPS-Geräte zeigte uns, dass die „normale“ Aufstiegsspur nicht weit weg war. Also nutzten wir das Gelände, um seitlich in diese Richtung auszuweichen. Allerdings hieß es nun selber spuren. Dort ist das Gelände jedoch sehr wellig und unübersichtlich und der Nebel machte die Sicht auch noch diffus. Als Erster konnte man einfach keine Konturen erkennen und manchmal ging es bergab statt bergauf. Steilhänge verhinderten jedes Mal die Querung zur Normalroute, so dass wir immer wieder abgedrängt wurden. Auf Grund der schlechten Sichtverhältnisse konnte man eine Geländeentwicklung, die weiter oben günstiger gewesen wäre, nicht erkennen. Abgesehen davon, dass man etwas außerhalb der Spur war, stellte sich die Frage, ob man bei diesen diffusen Sichtverhältnissen überhaupt zum Pleißlingkeil aufsteigen sollte.

Wir entschlossen uns abzufellen und einen „Durchschlupf“ zu suchen, um dann auf der aufgezeichneten Route abzufahren. Nach einigem Hin und Her, ging es dann, unter bestmöglicher Ausnutzung des Geländes, einen steilen Waldhang querend, hinaus ins freie Gelände. Nach über 200 Höhenmetern und ca. zweidreiviertel Stunden kamen wir wieder auf der Hütte an.

Einige wackere Bergkameradinen und –kameraden hatten trotz der Zickzacktour noch nicht genug. Kann man sich auf den Spirzinger doch nicht verlaufen. Also starteten nochmal sechs Teilnehmer, um diesen Berg noch ein zweites Mal zu besteigen. Leider war die Sicht im Nebel wieder total diffus und ohne jegliche Aussicht. Allein die Orientierung war hier leichter. Der Schnee bei der Abfahrt war dann leider auch nicht besser als gestern, so dass wir wieder keine eleganten Schwünge vorführen konnten. Lediglich ein paar „Tiefschwünge“ waren drin. Jeder war mal dran. Immerhin hatten wir trotzdem noch ca. 500 Höhenmeter im Aufstieg zusammengebracht.

Auf der Hütte trafen wir uns wieder. Es wurde noch etwas gegessen, um dann über die Rodelbahn abzufahren. Durch ein angenehmes Missverständnis erwischten wir im oberen Teil noch eine kleine, schöne Abfahrt in einem weiten Hang. Bei Pulver müsste das alles ein Traum sein. Der Rest der Abfahrt ging dann nur noch der Rodelbahn entlang. Zumindest konnten wir auf den letzten zwei flachen Kilometern noch einigermaßen gut hinausgleiten. Nach den zwei ereignisreichen Tagen verabschiedeten wir uns am Parkplatz recht herzlich voneinander und traten die Heimreise an.


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