Sulden, 15. – 18.08.2013
Da in diesem Jahr der Feiertag am 15. August auf einen Donnerstag fiel war das eine hervorragende Ausgangsbasis für eine längere Bergfahrt. Auch von Straubing aus ist es ziemlich weit bis nach Sulden, wo König Ortler steht. Aber nicht der Ortler stand auf dem Programm, sondern die Berge gegenüber. Der ideale Ausgangspunkt für Vertainspitze, Hoher Angelus, Tschengelser Hochwand, Schafberspitze usw. ist die Düsseldorfer Hütte.
Um 4:00 h startete man dieses mal schon vom FTSV Sportplatz in Straubing. Nach 5 ½ Stunden Fahrt kamen wir auch in Sulden an. Ganz Sulden schien ein einziger Großparkplatz zu sein. Nachdem wir noch ein Plätzchen gefunden hatten. Nachdem jeder mal das Gewicht des mitgenommenen Seils geschätzt hatte, beschloss man doch keine Touren zu unternehmen, bei denen der Einsatz des selben notwendig werden konnte. Also machten wir uns an den Aufstieg. Ein freundlicher Südtiroler zeigte uns wie wir zu dem Weg kommen konnten, den wir uns ausgesucht hatten. In dem Auto- und Parkplatzgewirr war es nicht so leicht, den Überblick zu behalten. Langsam stiegen wir den herrlichen Wasserfallweg hinauf und erreichten gegen 14:00 Uhr die Hütte. Problemlos bekamen wir unsere Lager zugeteilt, die wir sofort bezogen. Eine E-Mailanfrage und eine Bestätigung reichten, ohne Vorauszahlung und Trara. Natürlich hatten wir Hunger und Durst und machten erst mal Brotzeit. Was sollten wir jetzt mit dem angebrochenen Tag anfangen? Da die Hütte bereits auf 2721 m liegt, sind die Gletscher nicht weit. Da wir ja Steigeisen und Pickel dabei hatten, beschlossen wir noch etwas auf den Gletschern „herum zu hacken“. Wir marschierten zum Zayaferner hinauf. Der untere Teil des Gletschers war nicht sehr steil und die Spalten lagen offen. Der gutmütige Ferner war genau das richtige um einmal ein paar Schritte im Eis zu unternehmen. Alle hatten soviel Spaß dabei, dass wir schon auf dem besten Weg zum kleinen Angelus waren. Doch war zum einen die Zeit schon so weit fortgeschritten und zum anderen steilte der Gletscher im hinteren Teil dann doch enorm auf, so dass wir es beim Ausprobieren beließen. Der Wetterbericht für die nächsten Tage sagte für den 16. Aug. schönstes Wetter, für den 17. Aug. nachmittags Gewitter und für den Tag danach eine Wetteränderung mit Gewittern am Vormittag voraus. Der ideale Tag für die Besteigung der Hohen Angelus mit 3521 m war also gleich der nächste.
Obwohl der Hohe Angelus eine Höhe von 3521 m hat sind es dank der Höhe der Hütte nur 800 HM. Es pressierte also nichts. Vorm Frühstück präsentierte sich das Dreigestirn Ortler, Zebru und Königspitze über einem Nebelmeer in der Sonne. Eine tolle Einstimmung auf unsere Tour. Hinter der Hütte ging es ins Zayatal hinein, bis zu einer Abzweigung. Dort hielten wir uns rechts. Der Weg zog immer steiler zu einem großen Block hinauf, der scheinbar den weiteren Weg abriegeln wollte. Zur rechten sah man nun den großen Hängegletscher der Eindrucksvoll von der Vertainspitze herunterzog. Vor uns wurden nun Drahtseile erkennbar. Kurz vorher überholte uns noch eine Gruppe. So machten wir zunächst kurze Rast um dann mit Hilfe der Drahtseile aufwärts zu steigen. Bald neigte sich das Gelände wieder zurück und weiter ging es über großes Blockwerk. Schließlich erreichte man die Gletscherhaube des Hohen Angelus. Wie alle Gletscher, war auch dieser so sehr ausgeapert dass man locker auf dem Blockwerk daneben weitergehen konnte. Auch wir zogen diese Möglichkeit vor und erreichten so den Gipfel. Der Ausblick war einfach grandios. Gegenüber grüßte das Südtiroler Dreigestirn, Ortler, Monte Zebru und Königspitze. Auf dem gleichen Weg machten wir uns schließlich wieder an den Abstieg. Diesmal legten wir allerdings die Steigeisen an und stiegen über den Gletscher ab. Da wir kein Zeitproblem hatten, ließen wir uns noch vom Gletscherbach vor der Hütte zu einer Fußwaschung einladen. Kalt war’s! Aber hinterher waren die Füße wie neu.
Der nächste Tag brachte dunkle Wolken und gemischte Gefühle bei der Tourenleitung. Der Wetterbericht hatte erst für den Nachmittag Gewitter angekündigt. Wieder wanderten wir das Zayatal hinter, bis uns der Wegweiser zum Klettersteig der Tschengelser Hochwand nach links aufwärts leitete. Kurz bevor wir zum Einstieg kamen, hörten wir ein grollen und donnern. Nein, es war kein Gewitter sondern direkt über uns brachen Felsen aus der Wand und landeten nicht weit von unseren Füßen entfernt im Schotter. Helm auf hieß es jetzt. Obwohl noch etwas entfernt, legten wir auch die restliche Klettersteigausrüstung an. Am Einstieg überlegten wir nochmal ob wir noch mal, denn die Wolken wurden über dem Angelus drüben schon recht dunkel. Da der Klettersteig nicht allzu lang ist und von der Schwierigkeit nur eine C Stelle aufweist, waren die Meisten der Meinung „schnell durch“!
Der Steig ist nicht zu schwierig, ist aber auch nicht durchgehend gesichert und geht immerhin in eine Höhe von 3300 m. Damit ist er der höchste der Alpen. Bald kam auch schon der Gipfel der Tschengelser Hochwand mit 3375 m in Sicht. Tatsächlich wurde die Sicht auch wieder besser. Der große Wolkenschieber verhängte den Blick einmal nach Ost, dann wieder nach Nord und dann nach Süd. Ein Gesamtpanorama bekamen wir nicht zu sehen, aber immer wieder super tolle Ausblicke, wobei das Wolkenspiel dem ganzen einen eigenen mystischen Reiz verschaffte. Hinunter ging es dann auf dem unschwierigen Normalweg. Anfangs noch über Steilstufen mit Drahtseilen, dann über Blockwerk und zuletzt durch eine ziemlich schmale Rinne. Auf Grund der Erfahrung vom Morgen, ließen alle Teilnehmer lieber den Helm auf dem Kopf. Den restlichen Nachmittag wollte man noch am kleinen Gletschersee bei einer ausgiebigen Rast verbringen. Kaum war die Brotzeit ausgepackt, begann es auch schon zu tröpfeln. Also, zusammenpacken und ab zur Hütte. Unterwegs wurde es wieder besser mit dem Wetter und sogar die Sonne lachte uns (aus?). Einige nutzten die Gelegenheit und zogen gleich noch durch auf das Hintere Schöneck mit 3128 m und bestiegen somit ihren dritten 3000er an diesem Wochenende. Die Anderen ließen es sich bei Kaffee und Kuchen gut gehen.
Für den vierten Tag war eigentlich der Abstieg über das Hintere Schöneck geplant. Aber alles war Wetterabhängig. Die Zwei die am Tag vorher schon oben waren, hatten auch berichtet, dass der Weg bei Nässe und mit dem ganzen Gepäck nicht ratsam sei. Am Abend vorher wurde auch überlegt ob man noch über den Zayagletscher zum Kleinen Angelus aufsteigen könnte. Wenn das Wetter gut wäre, warum nicht? Als der Sepp dann eine Nacht darüber geschlafen hatte, entschied er aus verschiedenen Gründen nicht auf den Kleinen Angelus zu gehen. Nicht zuletzt war es auch eine Entscheidung wegen der unsicheren Wettersituation und der noch weiten Heimreise. Die Entscheidung gefiel zwar nicht jedem, aber die Alternative entschädigte dann doch. Man schlug den Weg zur Bergstation der Kanzelbahn ein. Ein wunderschöner Höhenweg, der immer die Blicke zum Dreigestirn und zum Mte. Cevedale freigab. Da einige Teilnehmer beim Abstieg doch etwas mit Knie- und Gelenkschmerzen zu tun hatten, hätte es die Möglichkeit gegeben, von der Bergstation mit der Seilbahn ins Tal zu schweben. Aber weil man gerade so zünftig beieinander war gingen alle den restlichen Weg gemeinsam. Gegen 12:30 Uhr machten wir uns dann mit dem Auto auf nach Straubing, wo wir durch das hohe Verkehrsaufkommen kurz vor 20:00 Uhr eintrafen. Weit ist manchmal der Weg und nicht immer das Ziel…..